Literatur
Kurzgeschichte
Was ist das für ein Geräusch?
Hörst du, hörst du es nicht? Es ist leise, himmelblau, steigert sich, wird kornblumenblau, fordernder, Magenta kommt dazu, ein Orange, Karminrot, Kobaltgrün zerläuft, Zitronengelb tröpfelt – ein schwarzer Strich durchschneidet das Schrille. Weiß springt ein, die Nichtfarbe ruft nach Gold, nach purem Gold, das versteckt sich noch. Rosa ruft zaghaft aus der Tube: ich will auch dabei sein!
Halt du dich da raus, sagt das Olivgrün und du misch dich da nicht ein, tadelt Sienna. Heliotürkis kommt hinzu, vermählt sich mit Ocker.
Wie furchtbar, schreit das Lila, wird dunkellila, läuft rostrot an, das Blau schreit immer lauter.
Was ist das für ein Geräusch, unmöglich, nicht mehr auszuhalten, fragt der noch schlaftrunkene Pinsel, nimm die Finger aus den Farben und wasch deine Hände!
Er, der Meister, der Meisterpinsel, taucht ins Wasser, ist jetzt hellwach....... und zieht seine Kreise, ordnet und stellt die Balance wieder her.
Dankbar und zufrieden schaut nun die Leinwand.
© Gudrun Hillmann
Gedichte
Lebenskünstlerin
Als Lebens-Künstlerin bin ich sensibel
versuch im selbstgemachten Chaos
aufgeräumt zu leben
und träume
mich am Tag
nur für Minuten
auf bunte Wolkenbäume
Male
schreib Geschichten
und Gedichte
dabei kann ich
ganz vergessen
Nur von der Kunst und
von der Liebe
kann man nicht leben:
Man muss trinken
und auch essen
© Gudrun Hillmann
Mai 2004
Du bist durch meine Bilder spaziert
Auf dem Weg kein Fuß
Abdruck keine Spuren
legtest du kein Wort
verloren die Farben nicht
gemischt den Ton
den ich so mag
Die Blumen aber duften
das Gras wiegt sanft
es flirrt die Luft und
hinter dem Vorhang
hab ich Lieder
in den Wind gestreut
Das Geheimnis wohnt
ganz woanders und überall
auf der Palette tanzte
der Pinsel tauchte ein
wühlte auf und streichelte
ganz leise und heimlich bist du
durch meine Bilder spaziert
© Gudrun Hillmann
(Inspiriert durch ein Gemälde von Bernard Schultze – im Arp Museum)
Selbstgespräch einer Farbe
Ich weiß, dass ich nicht weiß,
nicht blau, grün, gelb oder schwarz gar bin.
Ich leuchte hell und heiter
bin dunkel manchmal auch geheimnisvoll.
Ich halte mich jedoch wenn es sein muss
ganz dezent im Hintergrund.
Ich falle immer auf:
Im Farbenreigen spiel ich die erste Geige
bin stark in den Oktaven.
Ich wirke wie das Blut
das durch die Adern fließt
hauche jedem Bild ein Leben ein.
Ich spende Wärme und vermittele Gefühle.
Gerade kommt mir ganz spontan
eine Bildidee:
Ich lad mir alle meine Freunde ein
dann singen wir ganz informell
ein großes buntes Leinwandlied.
© Gudrun Hillmann